Wenn Caesar Gallien nicht erobert hätte, würden wir - aller Wahrscheinlichkeit nach - kein Französisch sprechen!
Auf diesen Seite möchten wir Euch, liebe SchülerInnen und Ihnen, liebe Eltern, unser Fach am Gymnasium der Geschwister-Scholl-Schule vorstellen.
Derzeit - im Schuljahr 2015/16 - wird Latein bei uns von vier Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet: von Herrn Först, Frau Goossens, Frau Schmidt-Hofner und Herrn Ziegler.
Latein kann ab der 6. Klasse neben Französisch als zweite Fremdsprache gewählt werden. Die Klassenstufen 6, 7 und 8 widmen sich der Lehrbucharbeit, ab Klasse 9 setzt die Lektürephase ein, in der man lateinische Autoren im Original liest. Mit Abschluss der Klasse 10 erlangt man das sogenannte Latinum - vorausgesetzt man hat mindestens die Note 4 auf dem Schuljahres-Endzeugnis. Danach kann man Latein in der Oberstufe fortführen, entweder bei uns an der Schule oder in Kooperation mit einem anderen Tübinger Gymnasium. Mit dem Abitur hat man dann automatisch das "Große Latinum".
In Klasse 6 oder 7 erfolgt i. d. Regel ein Besuch des Museums Schloss Hohentübingen, eine Exkursion in die Villa Rustica nach Hechingen/Stein und/oder ins Rottenburger Museum Sumelocenna.
Klasse 8/9 Museumsbesuche (sofern sich etwas anbietet)
Klasse 10 zweitägige Trierfahrt
Auch von ehemals unwilligen Lateinschülern hört man oft, dass sie deutsche Grammatik erst im Lateinunterricht gelernt und verstanden hätten. Die lateinische Grammatik ist nahezu 1:1 auf die deutsche Grammatik anwendbar. Da Latein als Fremdsprache eine gewisse Distanz bei ihrer Betrachtung ermöglicht, fällt es leichter grammatische Strukturen anzuschauen, darüber nachzudenken und schließlich zu verstehen. Beim Sprachenvergleich mit der Muttersprache kommt es sehr häufig zum berühmten AHA!-Effekt. Die Reflexion über Sprache und insbesondere über die Muttersprache wird in Zeiten der SMS immer wichtiger, da hiermit eine Tendenz zur Sprachverkürzung einhergeht und damit eine "Sprachverflachung" droht: Statt "Gehen wir ins EZ?" (für nicht Eingeweihte: EZ = Einkaufszentrum) heißt es bei vielen Schülern nur noch: "Gehen wir EZ?"
Aus dem Nachdenken über die grammatischen Strukturen ergibt sich schließlich die Frage, wie man den lateinischen Satz im Deutschen wiedergeben kann oder muss. Hier müssen nicht nur die Regeln des deutschen Satzbaus berücksichtigt werden, sondern auch die der Situation angemessene Bedeutung der Wörter. Orpheus cantat - Orpheus singt! Wer kennt nicht den mythischen Sänger, der mit seinem herrlichen Gesang buchstäblich Steine erweichen konnte?! Aber vacca cantat?? - Die Kuh singt?! Natürlich - die Kuh muht! Diesen Doppelschritt, nämlich den korrekten deutschen Satzbau und die richtige Bedeutung der Wärter im Satz, bietet nur noch das Latein!
Indem man sich also ganz genau mit der Übersetzung ins Deutsche beschäftigt, übt und erweitert man seine muttersprachlichen Fähigkeiten.
An unserer Schule lernen die Schüler neben Englisch auch Französisch und Spanisch. Hin und wieder verschlägt es einen Schüler während eines Austauschjahres auch nach Italien oder Portugal.
Nahezu 80% des englischen Wortschatzes stammen aus dem Lateinischen. Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch und Rumänisch gehören zu den sogenannten romanischen Sprachen - das römische Weltreich ist zerfallen, die Sprache aber ist geblieben - und das bis heute! Wer Latein gelernt hat, tut sich leichter mit dem Erlernen einer Sprache. Auch dafür ist - neben dem ähnlichen Wortschatz, den man vorfindet - die Grammatik gut.
Übrigens: jeder Lehrer einer modernen Fremdsprache arbeitet gerne mit Schülern, die über lateinische Grundlagen verfügen. Grammatische Begriffe sind ihnen aus dem Lateinunterricht geläufig.
Nicht zu vergessen der Umgang mit Lehn- und Fremdwörtern: durch den Einblick in die Bedeutung verwenden Lateinschüler sie korrekt (z. B. heißt es "optimal" für das Beste und nicht "optimalst" ebenso wie "Interna" und nicht "Internas" für innere Angelegenheiten)
Um eine Analyse anstellen zu können, bedarf es des genauen Hinsehens und der Geduld - noh net huddle, würde der Schwabe sagen! Auch dies lernt man im Lateinunterricht. Geduld und genaues Hinsehen erfordern auch Langsamkeit, die hier willkommen ist.
Kreatives Denken kommt zum Zuge, wenn die Aussage (eines Satzes, eines Textes) mit ihrer Intention verstanden worden ist. In kreativen Formen, z. B. in Rollenspielen, künstlerischer Gestaltung, szenischer Umsetzung etc. wird der sprachliche Inhalt im wahrsten Sinne des Wortes "be-griffen"!
Übrigens: Viele ehemalige Lateinschüler - darunter einige altgediente und angehende Juristen - bestätigen, dass sie bei der Analyse von Texten durch ihren schulischen Lateinunterricht eindeutig Vorteile hätten.
Latein vermittelt einen umfassenden Einblick in Alte Geschichte und antike Kultur. Ohne die lateinische Kultur wären wir nicht da, wo wir heute sind: ob es die römische Rechtsauffassung ist - niedergelegt in den 12-Tafelgesetzen - oder unser Kalender, in dem sich römische Götternamen niedergeschlagen und erhalten haben - die römische Kulturgeschichte wirkt sich bis in unsere heutige Zeit aus.
Unter der Rubrik "Alte Geschichte" lernen wir die Entstehung eines Weltreiches kennen, das mit dem Schlagwort "Roma aeterna" - "ewiges Rom" tatsächlich etwas von der vielbeschworenen Ewigkeit hat - trotz oder gerade wegen der verschiedenen Zeitläufe.
Wie nehme ich Kontakt zu einem Mädchen auf? Was ist Glück? Was bedeutet Freundschaft? Kinder - wie die Zeit vergeht! Der ideale Staat - die Schöpfung der Welt aus römischer Sicht - das sind nur ein paar Stichworte, die die römische Philosophie verschiedener Autoren unterschiedlicher Epochen behandelt. Die Fortgeschrittenen des Lateinunterrichtes beschäftigen sich in vielfältiger Form mit diesen und ähnlichen Themen. Einen wesentlichen Bestandteil bildet der Vergleich mit unserer heutigen Zeit - wie dachte und fühlte der antike Mensch? Wie denken und fühlen wir heute? Wie handeln wir moralisch-ethisch korrekt - auch und gerade im Staatswesen? Die Themen in lateinischen Texten sind aktueller denn je!
Egal, ob Harry Potter oder Europa - ohne die lateinische Literatur wäre die europäische um Einiges ärmer! Fluffy, dieser nette kleine mehrköpfige Wachhund aus Harry Potter, an dem sich Harry, Hermine und Ron vorbeimogeln müssen, findet seinen Vorläufer in Form des Höllenhundes Cerberus. Auch Harrys Einsamkeit und Mission im letzten Band hat ein Vorbild - Vergils "Aeneas"!
Europa, häufig in politischen Karikaturen als eine junge Schönheit auf einem Stier sitzend dargestellt, findet sich bei Ovid in den Metamorphosen.
Übrigens: Klugscheißen auf Latein - schindet immer Eindruck! Ein paar Kostproben finden Sie/findet Ihr weiter unten....
Die Möglichkeiten, die sich durch das neue Lehrbuch "Pontes" für Lernen und Lehren auftun, die Vielfalt und Abwechslung der Inhalte über alle Jahrgangsstufen hinweg hat nichts mehr mit dem angestaubten Klischee einer "toten Sprache" zu tun, in der man nur von Kriegen und Schlachten liest!
Im Gegenteil - Latein ist sehr lebendig und erfreut sich glücklicherweise einer zunehmenden Beliebtheit!
Gerade für unsere kleinen Lerner bietet Latein verschiedene Vorteile:
- es wird so gesprochen wie man es liest
- man kann wunderbar rätseln und knobeln
- die Sagenwelt der alten Römer (und Griechen) ist spannend und gespickt mit Sex (für die etwas älteren Schülerinnen und Schüler) and Crime" (für jüngere und ältere Schülerinnen und Schüler)
- man darf langsam und bedächtig sein
- unser neues Lehrwerk "Pontes" bietet einen reich bebilderten, variationsreichen Zugang zur Sprache, der auch die sogen. "neuen Medien" einbindet
Egal, ob Ihr Euch/ob Sie sich für Ihr Kind für Latein oder Französisch entscheidet: Latein ist nicht schwerer als andere Sprachen! Die Vokabeln muss man in beiden Sprachen lernen, da wird einem nix geschenkt.
Sämtliche philologischen Studiengänge und Geschichte erfordern ein Latinum als Studienvoraussetzung. Hat man dieses nicht, so muss man das Latinum in zwei Semestern an der Universität nachholen - und da macht man erfahrungsgemäß kaum etwas anderes! Nähere Informationen dazu erhalten Sie unter www.altphilologenverband.de unter dem Stichwort "Latein als Studienvoraussetzung".
de gustibus non est disputandum - Über Geschmack lässt sich nicht streiten!
errare humanum est - Irren ist menschlich.
ad maiorem dei gloriam - zur höheren Ehre Gottes
oderint, dum metuant - Mögen sie hassen, wenn sie nur fürchten!
de nihilo nihil - Aus nichts wird nichts!
quod di bene vertant - Die Götter mögen es zum Guten wenden!
de mortuis nihil nisi bene - Über die Toten nur Gutes
fortes fortuna adiuvat - Das Glück hilft den Tapferen.
amor vincit omnia - (Die) Liebe besiegt alles.
varium et mutabile semper femina - Stets unstet und wankelmütig (ist) die Frau
repetitio est mater studiorum - Die Wiederholung ist die Mutter der Bemühungen.
Der Name der allseits allseits bekannten, in jedem Badezimmer stehenden Hautcreme "Nivea" kommt vom lateinischen "niveus", was soviel heißt wie "schneeweiß/der Schneeweiße"
Die Automarke Audi heißt übersetzt "Hör zu, horch mal!" Wir haben hier eine Befehlsform im Singular (Einzahl). Vor dem 2. Weltkrieg hieß Audi tatsächlich Horch. Da die Firma aber nach Beendigung des Krieges auf Grund ihrer Verwicklungen mit den Nazis Absatzschwierigkeiten fürchtete, wurde einfach die lateinische Befehlsform herangezogen.
Dallmayr Prodomo - Kaffeemarke "Für's Haus"
Mars - der ultimative Schmatzriegel, der mobil macht bei Arbeit, Sport und Spiel, benannt nach dem lateinischen Kriegsgott Mars
habitat - Name einer Einrichtungsfirma, heißt: er/sie/es wohnt
Penaten - die Creme für den wunden Babypo! Benannt nach den römischen Schutzgöttern für die Familie, speziell zuständig für Herd und Vorräte
Fan - die englische Bezeichnung geht zurück auf das lat. Wort fanum - Heiligtum. Ein Fan ist also jemand, dem etwas heilig ist.