"Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was lernen muss! Nicht allein das ABC bringt den Menschen in die Höh', nicht allein im Schreiben, Lesen, übt sich ein vernünftig Wesen, ..."
Schon Wilhelm Busch erkannte, dass nur Schreiben und Lesen allein keinesfalls zu der "Weisheit Lehren" führen würden.
Diese Erkenntnis spricht auch aus dem neuen Bildungsplan für allgemeinbildende Schulen in Baden-Württemberg, der das Fach Deutsch in vier Arbeitsbereiche unterteilt:
Bereich 1 und 2 waren im alten Lehrplan nicht getrennt aufgeführt. Dies zeigt, dass kommunikativer Kompetenz im neuen Bildungsplan ein besonderer Stellenwert zugemessen wird. Diesem Anspruch möchten wir an der Geschwister-Scholl-Schule auf verschiedene Weisen gerecht werden. Er lässt sich im Zusammenhang mit nahezu jedem Thema verfolgen.
Auch und gerade in Zeiten medialer Überflutung sehen wir als wichtige Aufgabe der Schule, auf vielfältigste Weisen bei den Jugendlichen Interesse und Freude am Lesen zu wecken. Eine Voraussetzung ist eine handlungsorientierte Herangehensweise an (auf den ersten Blick oftmals sperrige, schwer verständliche) Literatur.
Dramen werden für die Bühne geschrieben. Darum gehören Theaterbesuche in allen Klassenstufen zum Programm. Darüber hinaus werden auch Selbstversuche gewagt. Warum sich mit der Lektüre begnügen und nicht den Versuch unternehmen, selber einmal Regisseur, Bühnenbildner oder Schauspieler zu sein, wenn nicht hinsichtlich des ganzen Dramas, so doch im Hinblick auf einzelne Szenen? Für diejenigen, die dabei Feuer fangen, gibt es an unserer Schule mittlerweile mehrere Theatergruppen.
Lesen bedeutet aber auch Anstrengung, Literatur kann sehr fremd und widerständig sein, nicht immer finden wir uns selbst in literarischen Texten wieder, nicht alles kann auf spielerischem, kreativen Weg angeeignet und verstanden werden. Nicht jede Unterrichtsstunde ist ein Feuerwerk neuer Ideen und Methoden. So darf in der Schule nicht darauf verzichtet werden, von Schülern Anstrengung bei der Letküre literarischer Texte einzufordern. Aber indem wir neben traditionellen Unterrichtsformen auch neue Wege gehen, werden die Schüler erkennen, dass intellektuelle und kreative Anstrengung durchaus lustvoll sein und zu tieferem Verstehen führt.
Einige ausgewählte Projekte zeigen, wie man diese Ideen umsetzen kann entweder als Projekt, das das Klassenzimmer verlässt, oder aber auch im ganz normalen Schulalltag.
In Tübingen haben Hölderlin, Mörike, Uhland, Waiblinger, Hesse, um nur einige wenige zu nennen, gelebt. Spaziergänge auf deren Spuren erschließen einem nicht nur die Stadt, sondern auch die Dichtung.
Wer einmal Mörikes Septembermorgen an einem sonnigen Septembermorgen oberhalb des Goldersbachtals mit Blick auf Bebenhausen gehört hat oder Hölderlins Hälfte des Lebens am Bootssteg des Stiftsgartens, erfährt unmittelbar, was für eine Magie von diesen Gedichten ausgeht.
Doch berühmte Schriftsteller gab es nicht nur im 19. Jahrhundert in Tübingen. Auch heute leben und arbeiten hier viele bedeutende Autoren. Walter und Inge Jens haben unsere Schule besucht und lebendig und anschaulich von der Gruppe 47 berichtet. Eine elfte Klasse trifft sich mit den Tübinger Autoren und Autorinnen Egon Gramer, Jochen Zelter, Angelika Overath und Eva Zeller, stellt sie den Mitschülern vor und organisiert eine Lesung mit den Autoren in der Schule - bzw. im Stiftsgarten.
Die Tübinger Jugendbuchtage bieten zahlreiche Lesungen und Veranstaltungen für die Unter- und Mittelstufe. Oftmals erwächst aus dem Besuch einer solchen Veranstaltung ein Klassenprojekt zu einem Buch, das die Klasse den Rest des Schuljahres begleiten kann.
Im Namen der Fachschaft Deutsch, Dr. J. Murken