Theater

Schülertheater- eine Sache, die viele schon fasziniert und abgestoßen hat. Jeder kennt die Aufführungen, bei denen die Eltern kommen, und jeder Zweite im Publikum filmt oder Bilder macht. Und trotzdem bereitet so ein Abend jedem Vergnügen, vor allen Dingen, wenn man über das Niveau vom einfachen, und einfallslosen Spielen eines ungekürzten Stückes hinausgeht, in einer Gruppe Stimmung und Vertrauen schafft. Am besten erreicht man dies, wenn man alles selbst in die Hand nimmt, Eigeninitiative ergreift und nur Schüler dabei sind, die auch wirklich selbstverantwortlich Theater spielen wollen.

Theater ist Schülertheater

Die Eigeninitiative, das ist mit Sicherheit das, was uns auszeichnet. An unserer Schule ist es nämlich zur Tradition geworden, dass Schüler, die schon einige Zeit beim Schülertheater aktiv sind, eine eigene Gruppe leiten, ihr Wissen weitergeben und selbst neue Erfahrungen sammeln. Eine Methode, die bisher recht erfolgreich war.

Geschichte und Produktionen

Hier die chronologische Reihenfolge unserer Produktionen und die Entstehung des Theaters auf eigene Faust: 1997 war sozusagen das Geburtsjahr des Schülertheaters.

Catrin Brändle, eine ehemalige Schülerin der Geschwister-Scholl-Schule, entschloss sich, eine Theater AG zu leiten, um praktische Erfahrung für ihr Pädagogikstudium zu sammeln. So entstand das erste Stück "Doof bleibt doof" des Gripstheaters. Leider musste die junge Pädagogikstudentin die begeisterten 7. Klässler verlassen, um in einer anderen Stadt ihr Studium fort zu setzen. Die jungen "Schauspieler" hatten jedoch nach dieser erfolgreichen Arbeit keine Lust, das Handtuch zu werfen. Auf der Suche nach einem neuen Regisseur stießen die Schüler -es sind u.a. die Autoren dieses Berichtes- auf drei engagierte Oberstufler, die bereit waren, die Gruppe zu übernehmen. Sie selbst spielten zu dieser Zeit unter der Regie des Lindenhoftheaters "Romeo und Julia" von Shakespeare. Diese drei, Moritz Späth, Simon Koppenhöfer und Georg Bruchelt, erarbeiteten mit uns in positiver Zusammenarbeit die Komödie "Der Geizige" von Molière.

Das war die Geburtsstunde der Schülerregie. Doch da Schule und Theater aus Zeitgründen schwer miteinander zu vereinen sind, mussten auch sie die Gruppe verlassen. Der Ausstieg auch noch anderer Spieler hätte uns beinahe zum Aufgeben gebracht. Das Theaterfieber hatte uns jedoch erfasst und genau in diesem Moment ergab sich eine für unser künftiges Theaterleben ausschlaggebende Begegnung. Über Catrin Brändle lernten wir den erfahrenen Schauspieler Oliver Moumouris kennen. Er wurde uns zum Lehrer, Regisseur und guten Freund. Die Zusammenarbeit war so gut, dass er, obwohl er anfangs am Wochenende extra von Heidelberg nach Tübingen fahren musste, um uns in die Elementarkünste der Schauspielerei einzuweisen, viel Zeit in unsere Gruppe investierte und mit uns am Ende das Stück "Die Physiker" von Dürrenmatt auf die Bühne brachte.

Dieses Stück war ein voller Erfolg, nicht nur im Hinblick auf die Besucherzahlen, sondern vor allen Dingen für uns selbst und unsere Weiterentwicklung als Schauspieler. Wir waren so erfüllt und überzeugt von der Schauspielerei, dass wir uns trotz unserer relativen Jugend - wir waren damals fünfzehn Jahre alt- trauten, eine Theater-AG für jüngere Schüler/innen anzubieten. Der Zulauf war so groß, dass wir nach einem Jahr allgemeinen Theatertrainings die Gruppe teilen mussten, um mit der Produktion eines Stückes beginnen zu können. Die Gruppe von Antú Romero Nunes und Nicolas Schulheiß führte "Das Sams" von Paul Maar auf. Parallel dazu spielte die Gruppe von Florian Brändle und Clara Boesenecker "de[n] Freunderfinder", ebenfalls von Paul Maar.

Nach diesen Produktionen war es Zeit für eine Veränderung. Teile der ursprünglichen Theatergruppe spielten mit Oberstuflern unter der Regie von Oliver Moumouris und Uwe Zellmer "Frühlingserwachen" von Wedekind. Doch auch die junge Theatergruppe entwickelte sich fort. Simon Dörr und Peter Pöhler nahmen die Fortführung der nun beginnenden Tradition in die Hand und boten eine Theatergruppe wieder für jüngere Schüler an.

Und es wurde weiter gespielt. Unter der Anleitung von Oliver Moumouris spielten die ehemaligen Sams und Freunderfinder-Schauspieler "Die Eroberung des Südpols" von Manfred Karge. Auch vom Lindenhof kommt kräftige Unterstützung: Uwe Zellmer führt mit einer neuen Truppe "Sternchenthema" nach "Unterm Rad" von Hermann Hesse auf. Damit feierte die Gruppe große Erfolge und wurde für die Schultheatertage im Mai 2003 in Berlin nominiert.

Arbeit und Mühe - und die Belohnung

Doch nicht immer lief alles so harmonisch, wie dieser Artikel vermuten lässt. Bei jeder Produktion gab es Streit, Tränen, aber auch Gelächter. Dennoch- am Ende kamen wir trotz allem zu dem Resultat, dass sich der Einsatz doch bei jeder Produktion aufs Neue gelohnt hat.

All die Arbeit und Mühe blieb mit ihren Licht- aber auch Schattenseiten nicht unbemerkt. In den Intensivphasen des Theaterspielens kam es zwangsläufig zu Präsenzproblemen im Unterricht, was natürlich bei einigen Lehrern zu "Protesten" führte. Das zu den Schattenseiten! Nur, wo Schatten ist, muss auch Licht sein. Neben unschätzbaren Erfahrungen und Erlebnissen, die wir im normalen Schulalltag nie hätten machen und haben können, bleibt zu bemerken, dass keiner der Schauspieler wegen seiner Liebe zum Theater in der schulischen Karriere gescheitert ist. So kommen wir am Ende unseres Artikels zu dem wohl kaum überraschenden Schluss, dass sich die Theaterarbeit in der Form, wie sie in unserer Schule praktiziert wird, für jeden gelohnt hat und auch lohnen wird.