SCHWÄBISCHES TAGBLATT vom 19. Mai 2006: "FAIR PLAY" GEWANN DIE TURNIERE - GSS feierte gestern mit Gästen aus dem ganzen Ländle den UNESCO-Tag

TÜBINGEN (kai). Fußball-Näherin möchte Catana Horlbeck nie werden. „Das ist schwer“, sagte die Fünftklässlerin der Geschwister-Scholl-Schule (GSS), als sie gestern in der „Schwarzen Halle“ mit einer Ahle und Faden Plastiksechsecke zusammenstichelte. Die Übung war Teil des Unesco-Sporttags unter dem Motto „fit, friedlich, fair, für eine Welt“.

La-Ola-Wogen von rund 1500 Menschen, winkende Schüler und Musik sorgten gestern schon am frühen Morgen auf dem Holderfeld für gute Stimmung. Die Gäste der Tübinger Geschwister-Scholl-Schule aus zwölf anderen baden-württembergischen Unesco-Schulen nehmen diese Ansicht als Poster mit (Luftbild oben: Metz).

Pakistanische Kinder tragen mit dem Nähen zum Lebensunterhalt ihrer Familien bei. Drei Bälle schaffen sie pro Tag. Für jedes Exemplar gibt es 50 Cent. Auf 547,50 Euro im Jahr, das hat die Klasse 7b errechnet, können die Kinderarbeiter kommen. Fußball-Superstar „Ronaldinho verdient das 42000-fache“, weiß Alexander Jung. Das hat er im Unterricht bei Religionslehrer Carsten Kauth recherchiert.

Max Grupp formt aus Plastiktüten eine Kugel. Der Siebtklässler, der selbst Fußball spielt, umwickelt sie mit Schnüren. „Es geht auch mit Schweineblasen“, sagt der 13-Jährige. Kinder in den armen Ländern spielen mit diesen Ersatzbällen. Auch das konnten die gut 100 Gäste aus den zwölf anderen Unesco-Schulen von Heidelberg bis Ravensburg, von Crailsheim bis Freiburg, gestern lernen. Drei Tage waren sie „zu Gast bei Freunden“. Gestern Abend gab es ein Begegnungsfest mit Fingerfood aus den 35 Nationen, die an der GSS vertreten sind. Heute Mittag nach Stadtführungen und Museumsbesuchen fahren die Delegationen von der Grund- bis zur beruflichen Schule wieder heim.

Alle zwei Jahre, sagt Mitorganisator und Musiklehrer Thomas Harnischfeger, treffen sich die Unesco-Schulen zu themenbezogenen Projekttagen. In diesem Jahr, drei Wochen vor Beginn der Fußball-WM, lag die GSS trotz des laufenden Umbaus nahe. Schließlich ist sie auch „Schule des Sports“. Dass sie viele Menschen in Bewegungen setzen kann, zeigte sich schon frühmorgens auf dem SSC-Sportplatz. Rund 1500 Kinder, Jugendliche und Erwachsene bildeten den Unesco-Schriftzug. OB Brigitte Russ-Scherer war begeistert: „Wir können stolz darauf sein, dass wir in Tübingen eine solch beispielhafte Aktion zustande gebracht haben.“ Der Erlös des Spendenlaufs wird dem Projekt „Schule gegen Rassismus“ zu Gute kommen.

Tanzen, Torwandschießen, Judo, Super-Brennball in der Sporthalle für die Jüngeren, Human-Table-Soccer (eine Art Tischkicker mit Schülern als Spielfiguren) und das Tri-Team-Turnier brachten alle ins Schwitzen – auch Sportlehrerin Isabell Baumann, die ständig Fragen von Schülern beantworten musste. Beim Turnier spielen drei gemischte Mannschaften aus Mädchen und Jungen, Gastgebern und Gästen, parallel je acht Minuten lang Badminton, Basketball und Fußball, Dann ist Wechsel. Es ging fair und friedlich zu. Und es gab, wie der Hallensprecher sagte, „keinen Verletzten“. Ob Volleyball oder Tri-Team: Die besten waren jeweils „Fair Play“. Zur Belohnung bekamen die Spieler/innen Schokolade. Bananen, das zeigten Schüler/innen im Schulhaus, wären die ideale Auftank-Nahrung für die Teams gewesen.

Schwimmer ohne Arme, eine Sportlerin im Rollstuhl: Sechstklässlerinnen führten in ihrer Puppen- Ausstellung vor, dass auch Menschen mit Handicaps um Medaillen kämpfen. Es gibt die Paralympics, die Weltmeisterschaft für Menschen mit geistiger Behinderung oder die Deaflympics für Taube. „Hörgeschädigte Fahrradfahrer, dürfen nicht bei Olympischen Spielen fahren“, so war in einer Powerpoint-Präsentation von Sechstklässlern zu lesen. Auch Gast Günther Gebhardt von der Stiftung Weltethos fand den Unesco-Tag an der GSS „rundum gelungen“.