Schülerberichte vom Polenaustausch

Schüleraustausch:

GSS – Lyceum Nr.5 Wroclaw

20.10. - 28.10.2010

Mittwoch, 20.10.2010

Die etwa zwölf-stündige Zugfahrt von Tübingen (9:00 Uhr) nach Wroclaw/Breslau (21:00 Uhr) war wohl für alle unterhaltsam und trotz der Länge nicht langweilig. Der Zug fuhr über Fulda nach Dresden und von dort aus nach Wroclaw. Wir wurden direkt am Bahnsteig abgeholt. Nach der erstaunlich zügigen Heimfahrt zu meiner Gastschülerin wurde ich dort freudig von meiner Gastmutter und -schwester begrüßt. Die Polen sind, was zumindest meine Gastfamilie betrifft, mindestens genau so gastfreundlich wie sie es von sich sagen. Meine Gastfamilie war unglaublich nett und hat sich allem Anschein nach aufrichtig darüber gefreut, dass ich da war. Mein Fazit: Die Polen waren alle sehr nett, wir hatten jede Menge Spaß, es hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Benedict Braun

Donnerstag, 21.10.2010

Am zweiten Tag sind wir ziemlich früh aufgestanden, weil die Schule in Polen früher anfängt als in Deutschland, nämlich schon um halb acht. Wir haben den Englisch Unterricht besucht, Clara und David auch, da ihre Austauschpartner/innen in der gleichen Klasse wie meine Austauschpartnerin Joanna waren. Danach haben sich die deutschen Austauschschüler und die Polnischen bekannt gemacht, mit einem kleinen Kennenlernspiel. Nachdem jeder alle Namen kannte, haben wir das berühmte Panorama Museum besucht, was wirklich beeindruckend war. Das Panoramabild zeigt den Sieg der polnischen Armee über die russische im Jahre 1794 und wirkt überraschend real! Nach dem Museumsbesuch stand eine Stadtrallye auf dem Marktplatz auf dem Plan.

Im Vergleich zu Tübingen ist der Marktplatz von Wroclaw wirklich riesig! Die Häuser sind sehr viel größer als die der Tübinger Innenstadt, jedoch sehr individuell und manche schon wirklich alt!

Den Rest der Tages hatten wir Freizeit, wir waren in einem der Shoppingcenter, wo es von Kino über McDonalds bis zu vielen verschiedenen Klamottenläden (polnische und internationale) wirklich alles gibt! Am Abend trafen wir uns mit den anderen und gingen zuerst in eine richtig coole bar und danach in einen Klub. War definitiv ein

sehr guter Abend :)

Julia Goosens

 

Freitag, 22.10.2010

Nach einem langen Tag sitze ich nun im Zug begleitet vom lauten Rattern der Räder. Es scheint, als ob man hier in Polen nicht sehr viel Geld für die öffentlichen Verkehrsmittel ausgeben würde; die Züge sind alt, die Bahnhöfe renovierungsbedürftig und es ist total laut. So fahren viele polnische Schüler jeden Freitagabend zu den Dörfern auf dem Land,

wo ihre Familien wohnen, oftmals zwei Stunden lang. Als meine Austauschpartnerin und ich endlich bei ihr zu Hause ankommen, verstehe ich nur zu gut, warum es in Polen üblich ist, unter der Woche in einer kleinen Wohnung oder einem Internat in der Stadt zu wohnen und nur am Wochenende nach Hause zu fahren: Es wäre kaum möglich, die Strecken jeden Morgen zurückzulegen, zumal die Busverbindungen ebenfalls sehr schlecht sind.

Um 7 Uhr heute Morgen ging es wie gewöhnlich vom Internat aus mit der Tram zur Schule um dann gemeinsam mit der polnischen Klasse per Bus nach Kreisau zu fahren. Die Landstraße führte uns durch mehrere kleine Dörfer. Auch hier konnte man neue, modernere Wohnhäuser mit hübschen Vorgärten neben alten, heruntergekommenen Häusern sehen, von denen der Putz abblättert und die sicher nicht mehr bewohnt sind.

Polnische Dörfer sind zum größten Teil ländlich und auch sehr klein und so bot sich uns schon bald wieder der Anblick weiter, flacher Hügel, hier und da bewachsen mit einem kleinen Wald und natürlich vielen Äckern.

In Kreisau, bzw. dem Gut, das zum Kreisauer Schloss gehört, bekamen wir dann eine Führung. Innerhalb etwa einer Stunde gab uns eine deutsche Praktikantin einen groben Überblick von der Familie Moltke, welche die Gebäude errichtete bis hin zu der dort organisierten Widerstandsgruppe im Dritten Reich „Kreisauer Kreis“. Hierbei fiel auch der Name der „Weißen Rose“.

Nach dem Mittagessen fuhren wir weiter nach Swidnica („Schwidnitza“). Eine Stunde lang gingen wir durch die kleine Stadt auf der Suche nach einem Café. Zwischen unzähligen Trödelläden, Kosmetikshops und (eher billigen) Kleiderläden gab es auf dem Marktplatz gerade mal zwei Cafés. Für fünf Sloti bekamen wir dort einen Cappuccino – über den Tisch gezogen, meinte meine Austauschpartnerin.

Eigentlich wäre Swidnica eine schöne Stadt: Alte, mit einer verzierten Fassade versehenen Häuser machen die Altstadt aus. Doch auch hier scheint sich niemand um die Wohnungen zu kümmern, es fehlt das Geld. Zwischen diesen so ebenfalls verwahrlost wirkenden Häusern befindet sich in einem kleinen Park die protestantische Friedenskirche.

Das Besondere an ihr ist, dass sie eine der wenigen Fachwerkkirchen Europas ist, sie besteht also nur aus Holz. Nicht ein einziger Stein wurde zu ihrer Erbauung benutzt, da dies den Protestanten damals verboten wurde. Das kunstvoll ausgeschmückte und reich verzierte Innere der Kirche ist auf jeden Fall einen Besuch Wert – Kein Wunder, dass sie zum UNESCO – Kulturerbe gehört.

Hannah Weiß

 

Samstag, 23.10.2010

Um ungefähr zehn wurde ich geweckt von dem kleinen Bruder meiner Austauschpartnerin Marta, der mit der Mutter im Zimmer stand und Frühstück brachte: verschiedene Brotschnitten, Tee und Käse.

Um 14.00 Uhr sind wir mit dem kleinen Bus in die Stadt gefahren, um uns dort mit Joanna und Julia zu treffen. Dann erstmal essen im McDonald’s und danach war der Plan ins Kino zu gehen. In Polen sind fast alle Filme auf englisch. Marta fand es sehr seltsam, dass wir Filme auf deutsch haben. Das mit dem Kino ging dann eine Weile, bis wir einen Film gefunden hatten, der zu einer guten Zeit lief und alle interessierte. Insgesamt waren wir in drei verschiedenen Kinos, bis wir dann doch zum ersten zurückkehrten.

Um zehn kamen wir aus dem Kino, verabschiedeten uns von den anderen zwei, weil wir in entgegengesetzte Richtungen mussten. Ich hatte das Gefühl, Marta wusste auch nicht genau wohin, weil Breslau einfach eine riesige Stadt ist. Wir haben dann tatsächlich auch den Bus verpasst, aber zum Glück konnte Marta organisieren, dass uns ihr Onkel abholte und nach Hause brachte. Wir haben noch Brote gegessen, uns unterhalten und Tee getrunken, bevor wir schlafen gingen.

Marlene Mathis

 

Sonntag, 24.10.2010

Der Tag fing entspannt an, aufgestanden bin ich erst um 11:30. Anschließend gab es Frühstück, so ungefähr bis 13:00. Nach dem Frühstück habe ich etwas Zeit mit Lesen auf meinem Zimmer verbracht. Um 17:00 gings dann ins Schwimmbad, wo sich der Großteil der Gruppe traf. Dort hatten wir auf zwei Tunnelrutschen, einer Rutsche mit Schanze und in drei Becken eine Menge Spaß. Gegen 21:00 gings dann zurück nach Hause.Dort gabs dann Pizza, die sehr gut schmeckte. Anschließend ging ich auf mein Zimmer.

Die Familie, bei der ich untergebracht war, war nett, auch wenn ich sie nur selten sah, denn die Eltern waren oft bei der Arbeit und der 19-jährige Bruder meiner Austauschschülerin ging auch noch zur Schule. Die Familie lebt in einem Haus am Stadtrand, das sich in einem wohlhabenderen Viertel befand, als z.B. in der Innenstadt, in der es viele Wohnblocks gab.

Fazit: schönes Land, schöne Städte und nette Begegnungen - ich komm wieder.

Claudius Hoffmann

 

Montag, 25.10.2010

Am Montag trafen wir uns morgens bei dem alten jüdischen Friedhof, wo wir eine Führung, zwar auf polnisch aber mit deutscher Übersetzungen, bekamen. Dort besuchten wir (natürlich) Gräber berühmter Personen, so zum Beispiel das von Ferdinand Lassalle und das der Eltern von Edith Stein (Augusta und Siegfried). Zudem lernten wir etwas über die Besonderheiten der jüdischen „Tradition“ bezüglich Symbole, Bestattungen und Friedhöfen, z.B. dass die Grabsteine immer am westlichen Ende des Grabes steht, damit die beigesetzten Personen bei Ankunft des Messias schneller zu ihm nach Osten „kommen“ können.

Anschließend ging es zur Schule, wo wir eine Hohlstunde einlegten und uns von der eisigen Kälte auf dem Friedhof erholen konnten. Nachdem auch die Lehrer endlich kamen (mehr als eine halbe Stunde zu spät) ging es in die Stadt, zur Universität. Dort durften wir dann die "Aula Leopoldina" bewundern. Diese ist zwar etwas kitschig angehaucht (Barockstil), alles in allem aber doch ganz schön zu betrachten. Zudem konnten wir von dem Mathematikerturm aus die Stadt von etwas oberhalb betrachten. Danach kamen auch die Austauschschüler in die Stadt und wir trafen uns mit diesen auf dem Marktplatz. Den restlichen Tag verbrachten wir dann mit ihnen. Beispielsweise gingen mein Austauschpartner und ich erst einmal Billard spielen, wo er keine Chance hatte zu gewinnen, und trafen uns dort mit Freunden und verbrachten den Nachmittag gemeinsam mit ihnen in der Stadt. Abends kamen wir dann nach Hause, wo wir dann noch 2-3 Filme anschauten.

Am Montag gefiel mir (vom Programm her) die Aula Leopoldina am besten, da die abgebildeten Persönlichkeiten (viele Philosophen) an den Seitenwänden recht interessant waren um mit Fr. Pfeiffer-Schultz diese alle beim Vorbeigehen kurz zu kommentieren. Der bleibende Eindruck vom Friedhof lässt sich, glaube ich, recht schnell sagen: „KALT!“ Ansonsten war es aber ganz nett J

David Kieser

 

Dienstag, 26.10.2010 - Fahrt von Breslau nach Krakau über Auschwitz

Um halb acht hieß es „Aufstehen“, denn um 10:18 Uhr ging unser Zug nach Katowice. Nach dem - nicht immer üblichen - Frühstück ging es dann im Auto zum Bahnhof. Von der Gastfamilie hatten wir uns größtenteils schon am Abend vorher verabschiedet, sodass es keine „Tränen“ schon am Morgen gab.

Am Bahnhof gab es dann das übliche Verabschieden und wir stiegen in den Zug Richtung Krakau. Der Zug setzte sich endlich in Bewegung, aber plötzlich fuhren wir wieder auf einem anderen Gleis in den Bahnhof ein. War da das Erstaunen der polnischen Austauschpartner groß. Dachten sie doch, sie hätten uns in den falschen Zug gesetzt! Wir wurden jedoch nur rangiert.

Nach einer Zugfahrt in einem Abteil für acht Personen, welches wir zu neunt nutzten, sind wir dann gegen 13:30 Uhr in Katowice angekommen und wurden gleich am Bahnhof von dem Busfahrer, der uns nach Auschwitz fahren sollte, abgeholt. Nach ungefähr eineinhalb Stunden sind wir dann in Auschwitz angekommen.

Nach kurzem Warten, da wir eine halbe Stunde zu spät waren, begann unser Rundgang durch das Stammlager Auschwitz und das Außenlager Birkenau. Das Museum wurde am 2. Juli 1947 auf Beschluss des polnischen Parlaments gegründet. Die Fläche beträgt 191 Hektar. Es war absolut beeindruckend. Erinnert wird u. a. in vielen Ausstellungsräumen an die Morde und Lager während der deutschen Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg. So gab es zum Beispiel einen Raum, in dem auf Bildern Leichen oder stark abgemagerte Menschen gezeigt wurden. Damals hatten die russischen Truppen die Leiden der Menschen dokumentiert und analysiert, um dies für die Nachwelt festzuhalten. Was mich nachhaltig beeindruckt hat, war ein Raum, in dem Haare aufgeschüttet waren, die die Nationalsozialisten den Opfern des Holocaust abgeschnitten hatten. Sie waren auf einer Länge von gut 15 Metern und einer Breite von 3 Metern zu sehen und mit einer Glaswand abgetrennt.

Das Museum wurde von der [UNESCO] 1979 unter dem Namen "Auschwitz-Birkenau – deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager (1940–1945)" zum Teil des [Weltkulturerbes] erklärt.

Viel mehr möchte ich dazu gar nicht schreiben – jeder sollte sich selbst mit dem Thema auseinandersetzen und „vor Ort“ sehen.

Die Führung endete um 18 Uhr, und wir machten uns tief beeindruckt mit dem Bus auf den Weg nach Krakau in unser Hotel. Dort sind wir wohlbehalten angekommen. Nach der Zimmerverteilung gab es dann noch Abendessen. Viele nahmen „Pierogie“, eine polnische Spezialität. Es sind gefüllte Nudeln, zum Beispiel mit Sauerkraut oder einer Quark-Kartoffel-Mischung.

Nach dem Essen trafen wir uns noch in einem Zimmer und redeten ein bisschen über den Tag und das Gesehene. Später ging es dann ab ins Bett.

Felix Kürten

 

Mittwoch, 27.10.2010

An unserem letzten Tag in Polen waren wir in Krakau und haben dort den ganzen Tag in der Stadt verbracht. Sie ist relativ wohlhabend und die Altstadt sehr schön renoviert. Wir haben nach dem Frühstück im Hotel eine sehr unterhaltsame, aber trotzdem informative Führung durch die Altstadt bekommen, dabei die Marienkirche, das Schloss und vieles mehr besichtigt, aber auch viel Tipps bekommen, wo wir essen oder einkaufen können. Den ganzen Mittag hatten wir Freizeit und konnten uns dann durch die Führung sehr gut zu Recht finden.

Wir haben die Zeit genutzt um Geschenke oder Erinnerungen einzukaufen, in der Sonne zu sitzen, zu essen oder shoppen zu gehen. Abends haben wir uns alle wieder getroffen und haben gemeinsam in einem typisch polnischen Restaurant gegessen.

Und schon war unser letzter Tag in Polen fast zu Ende. Den Abend hatten wir aber noch vor uns und haben ihn, für einen letzten Abend in Polen, sehr angemessen verbracht, wie ich finde. Geschlafen haben wir in dieser Nacht zwar nicht sehr viel, manche dafür aber sehr tief!

Ich fand den Tag in Krakau besonders schön, da wir nochmal eine völlig andere Stadt und etwas komplett Neues sehen konnten. Wir hatten viel Spaß und konnten diesen Tag ganz nach unserem Geschmack verbringen.

Clara Mayenberger

 

Donnerstag, 28.10.2010

Tag der Abreise. Mit dem Wissen, dass wir den ganzen Tag im Zug verbringen würden auf unserem Weg von Krakau zurück nach Tübingen (was wohl für viele der einzige größere Makel des Austauschs war), fiel das frühe Aufstehen, Packen, Sichvergewissern, dass man auch ja nichts vergessen hat (was leider nicht bei allen geklappt hat) und der Weg zum Bahnhof, den man ungefrühstückt mit Koffern zurücklegen musste, schwer. Vor allem, dass es am Abend zuvor ein bisschen später wurde, sah man den meisten Schülern an.

Kurz vor Abfahrt(07:30 Uhr) wurden am Bahnhof zwei verzweifelte Schüler dann (wiederholt!) davon überzeugt, dass der Döner in Deutschland doch besser schmeckt.

Der erste Teilabschnitt von Krakau nach Berlin, bei dem wir lediglich 10:30 Stunden im selben Zug saßen, verlief ähnlich spektakulär wie erwartet. Das Landschaftsidyll Schlesiens und Ostdeutschlands war so spannend und abwechslungsreich, dass lediglich eine Schülerin halbwegs vernünftig zu Schlaf kam, in der gemütlichen zweiten Klasse des alten deutschen/neuen polnischen Zuges.

Als wir dann endlich gegen 18 Uhr in Berlin Hauptbahnhof ankamen, war der Anschlusszug, der direkt nach Stuttgart gefahren wäre, leider schon weg. Also mussten wir einen Zug nach Karlsruhe nehmen und in Mannheim umsteigen. So hatten wir wenigstens die Gelegenheit, in den Genuss der ersten Klasse des ICE zu kommen (da gibts an jedem Sitz eine Steckdose, das ist mehr als in dem Zug davor im ganzen Waggon, und sie tut sogar!!! :-). Außerdem lohnte es sich in diesem Zug sich kostengünstig im Bordrestaurant verköstigen zu lassen (8,20 € für ein Chili con Carne), denn man wusste ja, dass man anderthalb Stunden später als geplant in Tü sein würde.

Den Zug nach Stuttgart erreichten wir dann problemlos und so waren wir gegen 01:30 Uhr in unserer Landeshauptstadt. Komischerweise gibt es zu so früher Stunde noch keine Verbindung nach Tübingen und so gab uns die Bahn gerne ein Taxi nach Hause aus. Die meisten waren dann gegen 02:15 Uhr daheim und gingen erschöpft von der Woche ins Bett, um sich zu erholen, manche jedoch nicht...

Alles in allem ein sehr gelungener Austausch...DER Austausch schlechthin: Eine gute Mischung aus Kultur und Jugendkultur. Schöne Städte, sehr nette und gastfreundliche Menschen, die bewegende Führung im KZ Auschwitz und nicht zu vergessen das (für Tübinger) Großstadt-Nachtleben machen diesen Austausch unvergleichlich und auf jeden Fall empfehlenswert .

Felix Krause